Paris (rad-net) – Die Strecke der Tour de France 2020 wurde heute Morgen in Paris enthüllt. Die 107. Ausgabe der dreiwöchigen Landesrundfahrt folgt einer unkonventionellen und bergigen Route, die den aggressiven Fahrstilen der Franzosen Julian Alaphilippe und Thibaut Pinot eher als Chris Froome, Egan Bernal und dem Rest des Teams Ineos entgegenkommen könnte.
«Es ist die härteste Strecke, die ich in den vergangenen Jahren gesehen habe», sagte der viermalige Gesamtsieger Froome bei der Präsentation in Paris. «Vom Tour-Auftakt in Nizza bis zur Zielgeraden auf den Champs-Élysées waren die Schauplätze, die sich für Gefechte anbieten, nie zuvor so vielfältig gestreut», erklärte indes Tour-Direktor Christian Prudhomme.
Das Rennen umfasst 29 kategorisierte Anstiege, sechs Bergankünfte, Schotterstraßen, aber nur 36 Kilometer Zeitfahren, das am steilen Anstieg zur Planche des Belles Filles am letzten Samstag stattfinden wird. Es fehlen Bergankünfte an legendären Anstiegen wie L’Alpe d’Huez und Ventoux. Die Rennveranstalter von der A.S.O. setzen im komenden Jahr eher auf weniger bekannte, aber historische Ankünfte am Puy Mary tief im Zentralmassiv und am Col de la Loze im Herzen der Alpen.
Die Tour de France beginnt eine Woche früher als üblich, am Samstag, den 27. Juni, und endet am Sonntag, den 19. Juli, damit die Fahrer am Samstag, den 25. Juli, am Straßenrennen der Olympischen Spiele in Tokio teilnehmen können.
Der Grand Départ findet in Nizza statt. Das Eröffnungswochenende beginnt mit einer 170 Kilometer langen Etappe in das Var-Tal, bevor ein Sprint auf der Anglais-Promenade erwartet wird. Die zweite Etappe führt rund um Nizza bereits über 3700 Höhenmeter, verteilt auf 190 Kilometern. Der Col d’Èze kommt spät, der Col des Quatre Chemins sogar nur neun Kilometer vor dem Ziel, das wieder auf der Promenade Des Anglais liegt.
Die Frankreich-Rundfahrt begibt sich dann in nordöstliche Richtung über die Etappenorte Sisteron, Orcières-Merlette, Privas und Mont Aigoul am sechsten Tag. Mit Orcières-Merlette steht die erste Bergankunft schon früh auf dem Programm. Sie ist zwar «nur» elf Kilometer bei durchschnittlich 5,9 Prozent Steigung lang, aber dennoch wird er für die ersten Verschiebungen im Klassement sorgen. Und auch am Mont Aigoual wartet eine weitere frühe Prüfung für die Klassementsanwärter. Niemand kann es sich leisten, die Tour de France 2020 mit Formrückstand zu beginnen.
Die Route führt dann nach Westen in die Pyrenäen über Millau und Cazères in der Region Garonne, wo ein Wochenende in den Bergen ansteht. In den Pyrenäen gibt es zwei Bergetappen, aber keine Bergankünfte. Die achte Etappe nach Loudenvielle führt jedoch über den Col de Menté, die Porte de Balès und den Col de Peyresourde. Die neunte Etappe von Pau nach Laruns beinhaltet den Col de la Hourcère und den Col de Marie Blanche.
Der erste Ruhetag ist nach neun Renntagen geplant. Für den Tour-Tross steht am Montag, den 6. Juli, ein 400 Kilometer langer Transfer Richtung Norden nach La Rochelle und Châtelaillon an der zentralen Atlantikküste an. Dort könnte es auf den folgenden drei Etappen Chancen für die Sprinter geben.
Das Zentralmassiv wurde aus logistischen Gründen in den letzten Jahre oft ausgelassen, aber 2020 führt die 13. Etappe auf den 1589 Meter hohen Pas de Peyrol (Puy Mary) im Herzen der erloschenen Vulkane der Auvergne.
Die zweite Woche endet mit einem Transfer über den Mont Revard und den Mont Du Chat im Jura und den Grand Colombier in die Alpen über Lyon und Grenoble und den zweiten Ruhetag am Montag, den 16. Juli. Die dritte Woche beginnt mit einer kurzen, aber intensiven 17. Etappe von Grenoble nach Méribel mit dem Ziel auf der neu gebauten Radfahrerstraße hinauf zum 2304 Meter hohen Col de la Loze. Ebenfalls muss der spektakuläre Col de la Madeleine überwunden werden, so dass dies die Königsetappe der Tour 2020 sein wird.
Eine traditionelle Tour de France-Strecke würde in den Alpen oder mit einem abschließenden Zeitfahren vor dem Transfer nach Paris ihren Höhepunkt erreichen, aber die Rundfahrt 2020 hat einen anderen Plan in den Vogesen: Zwei Transfer-Etappen bringen das Rennen nördlich der Alpen über weitere Anstiege nach La Roche-sur-Foron und zu einem flachen Finish in Champagnole.
Die 20. Etappe wird ein 36 Kilometer langes Bergzeitfahren am Planche des Belle Filles sein. Zwar führt der Kampf gegen die Uhr auch über einige Talstraßen, die bessere Zeitfahrer wie Froome, Tom Dumoulin und Primoz Roglic bevorteilen werden, aber die letzten steilen Kilometer werden sicherlich ein physisches und mentales Highlight liefern. Wer das Gelbe Trikot auf der Planche des Belles Filles trägt, fährt als Sieger der Tour de France 2020 nach Paris.